Der Weg nach Mendocino

Heute mal ein Mix von Andrea und mir – meine Kommentare in Kursiv

Bye bye, baby, good bye…

Heute wird gepackt, denn es geht nach Mendocino – wer will kann ja noch mal den Song dazu hören.

Unser erster San Francisco Abschnitt ist nun schon wieder Geschichte. Heute wurden die Koffer gepackt und nach dem Auschecken ging es erst mal wieder zu John ins Golo.

Frühstück wieder im Golo. Ich muß mich korrigieren, Jack heißt John. Kann ja mal passieren. Er begrüßt uns mit „Welcome home, folks“. Wir verleibten uns jeweils ein schmackhaftes CheeseOmlett mit Mushrooms ein, dazu Süß- und normale Kartoffeln. Und dann philosophierten wir ausgiebig mit John. Und wieder haben wir eine satte Stunde Zeit zum Quatschen, über die Verschwendungssucht der Amis, Umwelt- und Klimaprobleme und welche Vorzüge das Konkurrenzkonzept hat. Später auch noch wie die Krise nun ebenfalls in SF ankommt, denn hier stehen viele Wohnungen frei, und was hier so Apartements kosten.

Yadiyadiyah…steht bei John für unser Blablabla – ich werde es in meinem Leben nicht vergessen. Wir versprechen wiederzukommen – Sonntags hat er auch abends auf. Wir verabschieden uns und John lernt unsere verwirrenden Namen. Dann packt uns John zwei süße Stücke ein – für unterwegs. Mann, was für ein Mann!

Drive safely

Die Navi konnte erst partout keinen Satelliten finden, aber die 101 in Richtung Golden Gate Bridge finde ich nun beim dritten Besuch auch ohne Karte oder Navi.

Nun auf die Piste, alles ist ein bisschen vernebelt, auch die Golden Gate Bridge. Nach einer viertel Stunde melden sich meine beiden Kaffees (jajajaja…) und wir stellen fest, dass es auch jenseits der Autobahn nett sein kann – und tanken.

Die Küstenstraße ist ein Paradies für Motorradfahrer – hügelig, schnell und kurvig. Andreas kommt auch auf den Geschmack und gurkt und kurbelt fleißig. Ich habe die Kamera im Anschlag und mühe mich der vorbeirasenden Landschaft das eine oder andere Motiv abzutrotzen. Andreas kommentiert: „Hier gibt es jede Menge Gegend“ und er hat Recht.

Vier Fotos, die ich nicht gemacht habe:

  • Ein vier Meter langes gemaltes Holzplakat eines übergroßen Walfisches, das gerade als Auftragsarbeit für irgendein Museum, Café oder sonstiges Gebäude zum Trocknen aufgebockt in der Sonne steht
  • Ein Woodpecker mit seinem etwas albernen Häubchen, der frech auf der Straße sitzt und erst im letzten Moment abhebt
  • Zwei majestätische uralte Bäume, die mit langen Bärten da stehen, als würden sie seufzend den Fortgang der Welt beobachten und dabei die Meeresluft in ihre Nadeln einschaukeln
  • Acht überlebensgroße verrostete Dinosaurier einer Baumschule, wobei der T-Rex ein Schild um den Hals trägt auf dem steht „SMILE“

Bodegabodeagbodega

Dann kommt irgendwann Bodega Bay, ja, da wo sie „Die Vögel“ gedreht haben. Wir fahren allerdings nicht durch den Ortskern, sondern außen rum. Ein Vorort dazu ist die Geisterstadt Bodega-Dingsbums mit atemberaubendem Blick auf das Meer weiter unten.

Die Navi hatte sich beruhigt – nur habe ich wahrscheinlich das Zigaretten-Anzünder-Kabel entweder in Berlin vergessen – oder in den Untiefen des Koffers vergraben. Jedenfalls landeten wir in einer sehr merkwürdigen Siedlung – entweder hat jemand Häuser auf einem Golfplatz gebaut – oder der Golfplatz wurde in den Häuserlücken angelegt – wie auch immer. Ein Rundweg mit Bewachung am Eingang leitet von grauem Haus zu grauem Haus.

Die Amis beweisen hier mal wieder, dass nichts unmöglich ist, auch nicht in einem Golfplatz zu wohnen. Grau-grüne Häuser ducken sich wie Bungalows vor dem Wind und drücken sich in die leicht hügelige Landschaft, die mit wilden Buschgärten verziert werden. Dazwischen die Putting-Stellen des Golfplatzes. Hier ist das Sortiment der Verkehrsschilder um eine weitere Besonderheit ergänzt worden: Achtung! Kreuzende Caddies. Ich schätze die Glaser-Branche hat hier ein gutes Auskommen.

Golf

Golf

Wir legten danach an einer kleinen Hafen-Mall an, die spielend den Beweis erbrachte, dass man auch mit großer Mühe und viel Aufwand einen unsympathischen Ort kreieren kann. Da ich die berühmte Schule schon gesehen hatte – und da eben ein Haus steht, das man mit Mühe wiedererkennt, haben wir uns dann den Rest der kleinen Stadt geschenkt – bloß weg hier 🙂

Where I lay my head…

Eine halbe Stunde bevor wir in Mendocino ankommen sollen, gibt die NAVI ihren batteriebetriebenen Geist auf. Macht aber nix, es gibt hier eh nur eine Straße. Und dann sind wir da: eine kleine Holzhäuser-Fakestadt, wie wir sie im Musterhauspark in Frankfurt-Offenbach oder in der Westernecke im Heidepark Soltau nicht anders nachbilden würden. Ich bin begeistert-fassungslos wie puppig die Häuschen wirken und kann mich gar nicht wieder beruhigen.

Green House

Green House

Die hölzernen Wassertürme zwischendrin geben dem Ganzen den letzten überzeugenden Hinweis, dass hier möglicherweise nur gedreht wird. Nein, die Menschen machen hier nicht Urlaub in ihren Ferienhäusern, sie LEBEN hier. Sagenhaft. Dann halten wir Ausschau nach unserer Bleibe. Sie ist Blau-weiß und das Tor in eine andere Zeit. Als wir unser Zimmer betreten bemerken wir, dass wir vergessen haben uns umzuziehen – Andreas fehtl der Anzug, der Vatermörder und die Lackschuhe, ich suche vergebens meine Korsage, den „Cul de Paris“ (das ist der ausgestopfte, modische Hintern im Kleid) und die Hutnadeln.

Was für ein Haus! Das MacCallum House Inn ist ein Haus von 1882 (wobei ich nicht ganz sicher bin, ob es nicht doch nur die Hausnummer ist :)) Durch das frühe Buchen hält sich der Sachschaden in Grenzen – und der Preisabstand vom, nennen wir es vorsichtig „einfachen“, Motel zum diesem Haus ist auch nicht sooo groß.
Wie schon in Schottland bekamen wir ein Upgrade – das Glück verfolgt uns offenbar 🙂 Und so sitzen wir nun in einem schnuckligen Zimmer – allerdings direkt über einer Lüftung, die uns das Gefühl gibt, eine Schiffsreise gebucht zu haben. Bis jetzt ist es ok – wenn nicht wird halt gewechselt.

Aber ansonsten ist das Zimmer wie es sein soll: Holzmöbel, Paradekissen, Spitzenvorhang, gestickter Duschvorhang und altertümliche Lampen. Wir grinsen uns an und finden, dass wir es hier sieben Tage wohl aushalten werden.

Morgen werden wir von Zehenschuhen berichten – seid gespannt 🙂

2 Antworten zu “Der Weg nach Mendocino

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