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Impressionen

Ach, San Francisco, die Fahrt zurück über den Mammutbaumwald war wie eine Schleuse aus einer anderen Dimension zurück. Nun sind wir wieder bereit für das Stadtleben. (Das Seminar muss ich erst verarbeiten, deshalb an dieser Stelle keine Kommentare dazu.)

Andrea fährt

Andrea fährt

San Francisco riecht wirklich anders: überall ein Mix aus Clor, Meeresfeuchte, Reinigungsmittel und ein bisschen künstliches Vanillearoma, wenn man von der Küste und aus dem Wald kommt, fällt das besonders auf.

Motel in SF

Motel in SF

Apropos Vanille: unser Mietauto „stinkt sauber“ – irgendetwas verteilt sich scheinbar durch die Klimaalage. „Wer darauf hofft, dass die Karre mal „normal“ riechen wird, sollte sich baldmöglichst davon verabschieden.“ So dachte ich, doch nach nunmehr acht  Tagen ist das Rätsel gelöst: es war ein Kirschstink im Handschuhfach! – d.h. ein Dufttannenbäumchen in Form einer Kirsche mit dem penetrantesten künstlichen Geruch, den ich je in einem Auto gerochen habe.

traffic lights

traffic lights

Auch die Geräuschkulisse ist völlig anders hier. Die ersten Tatütatas in der Stadt habe ich anfangs gar nicht ernst genommen: ein surreales Empfinden, als hörte jemand zu laut einen amerikanischen Film –  ach nein – ich bin ja vor Ort… Dies bekommt nun Normalität, auch dass hier immer etwas summt und brummt. Selbst im stillsten Nationalpark brummte von Ferne ein Generator – bestimmt konnte hier ein Ranger nicht auf seine Eismaschine verzichten. Ach und apropos Skunktrain – wir hatten auf der Strecke dreimal das Vergnügen einen verwesenden Skunk auf der Straße zu sehen – und zu RIECHEN. Pest, ist ein gutes Wort dafür – wenn man sich vorstellt angespritzt und eingehüllt in seinem Sekret zu stehen, kommt mir der Morgenkaffe hoch – bedenke – dieser lag draußen im Freien und war tot und wir hatten die Fenster zu!!

Apropos Kaffee –  jetzt geht’s ins Golo nebenan  zum Frühstück…

See you around folks!

Der Weg nach Mendocino

Heute mal ein Mix von Andrea und mir – meine Kommentare in Kursiv

Bye bye, baby, good bye…

Heute wird gepackt, denn es geht nach Mendocino – wer will kann ja noch mal den Song dazu hören.

Unser erster San Francisco Abschnitt ist nun schon wieder Geschichte. Heute wurden die Koffer gepackt und nach dem Auschecken ging es erst mal wieder zu John ins Golo.

Frühstück wieder im Golo. Ich muß mich korrigieren, Jack heißt John. Kann ja mal passieren. Er begrüßt uns mit „Welcome home, folks“. Wir verleibten uns jeweils ein schmackhaftes CheeseOmlett mit Mushrooms ein, dazu Süß- und normale Kartoffeln. Und dann philosophierten wir ausgiebig mit John. Und wieder haben wir eine satte Stunde Zeit zum Quatschen, über die Verschwendungssucht der Amis, Umwelt- und Klimaprobleme und welche Vorzüge das Konkurrenzkonzept hat. Später auch noch wie die Krise nun ebenfalls in SF ankommt, denn hier stehen viele Wohnungen frei, und was hier so Apartements kosten.

Yadiyadiyah…steht bei John für unser Blablabla – ich werde es in meinem Leben nicht vergessen. Wir versprechen wiederzukommen – Sonntags hat er auch abends auf. Wir verabschieden uns und John lernt unsere verwirrenden Namen. Dann packt uns John zwei süße Stücke ein – für unterwegs. Mann, was für ein Mann!

Drive safely

Die Navi konnte erst partout keinen Satelliten finden, aber die 101 in Richtung Golden Gate Bridge finde ich nun beim dritten Besuch auch ohne Karte oder Navi.

Nun auf die Piste, alles ist ein bisschen vernebelt, auch die Golden Gate Bridge. Nach einer viertel Stunde melden sich meine beiden Kaffees (jajajaja…) und wir stellen fest, dass es auch jenseits der Autobahn nett sein kann – und tanken.

Die Küstenstraße ist ein Paradies für Motorradfahrer – hügelig, schnell und kurvig. Andreas kommt auch auf den Geschmack und gurkt und kurbelt fleißig. Ich habe die Kamera im Anschlag und mühe mich der vorbeirasenden Landschaft das eine oder andere Motiv abzutrotzen. Andreas kommentiert: „Hier gibt es jede Menge Gegend“ und er hat Recht.

Vier Fotos, die ich nicht gemacht habe:

  • Ein vier Meter langes gemaltes Holzplakat eines übergroßen Walfisches, das gerade als Auftragsarbeit für irgendein Museum, Café oder sonstiges Gebäude zum Trocknen aufgebockt in der Sonne steht
  • Ein Woodpecker mit seinem etwas albernen Häubchen, der frech auf der Straße sitzt und erst im letzten Moment abhebt
  • Zwei majestätische uralte Bäume, die mit langen Bärten da stehen, als würden sie seufzend den Fortgang der Welt beobachten und dabei die Meeresluft in ihre Nadeln einschaukeln
  • Acht überlebensgroße verrostete Dinosaurier einer Baumschule, wobei der T-Rex ein Schild um den Hals trägt auf dem steht „SMILE“

Bodegabodeagbodega

Dann kommt irgendwann Bodega Bay, ja, da wo sie „Die Vögel“ gedreht haben. Wir fahren allerdings nicht durch den Ortskern, sondern außen rum. Ein Vorort dazu ist die Geisterstadt Bodega-Dingsbums mit atemberaubendem Blick auf das Meer weiter unten.

Die Navi hatte sich beruhigt – nur habe ich wahrscheinlich das Zigaretten-Anzünder-Kabel entweder in Berlin vergessen – oder in den Untiefen des Koffers vergraben. Jedenfalls landeten wir in einer sehr merkwürdigen Siedlung – entweder hat jemand Häuser auf einem Golfplatz gebaut – oder der Golfplatz wurde in den Häuserlücken angelegt – wie auch immer. Ein Rundweg mit Bewachung am Eingang leitet von grauem Haus zu grauem Haus.

Die Amis beweisen hier mal wieder, dass nichts unmöglich ist, auch nicht in einem Golfplatz zu wohnen. Grau-grüne Häuser ducken sich wie Bungalows vor dem Wind und drücken sich in die leicht hügelige Landschaft, die mit wilden Buschgärten verziert werden. Dazwischen die Putting-Stellen des Golfplatzes. Hier ist das Sortiment der Verkehrsschilder um eine weitere Besonderheit ergänzt worden: Achtung! Kreuzende Caddies. Ich schätze die Glaser-Branche hat hier ein gutes Auskommen.

Golf

Golf

Wir legten danach an einer kleinen Hafen-Mall an, die spielend den Beweis erbrachte, dass man auch mit großer Mühe und viel Aufwand einen unsympathischen Ort kreieren kann. Da ich die berühmte Schule schon gesehen hatte – und da eben ein Haus steht, das man mit Mühe wiedererkennt, haben wir uns dann den Rest der kleinen Stadt geschenkt – bloß weg hier 🙂

Where I lay my head…

Eine halbe Stunde bevor wir in Mendocino ankommen sollen, gibt die NAVI ihren batteriebetriebenen Geist auf. Macht aber nix, es gibt hier eh nur eine Straße. Und dann sind wir da: eine kleine Holzhäuser-Fakestadt, wie wir sie im Musterhauspark in Frankfurt-Offenbach oder in der Westernecke im Heidepark Soltau nicht anders nachbilden würden. Ich bin begeistert-fassungslos wie puppig die Häuschen wirken und kann mich gar nicht wieder beruhigen.

Green House

Green House

Die hölzernen Wassertürme zwischendrin geben dem Ganzen den letzten überzeugenden Hinweis, dass hier möglicherweise nur gedreht wird. Nein, die Menschen machen hier nicht Urlaub in ihren Ferienhäusern, sie LEBEN hier. Sagenhaft. Dann halten wir Ausschau nach unserer Bleibe. Sie ist Blau-weiß und das Tor in eine andere Zeit. Als wir unser Zimmer betreten bemerken wir, dass wir vergessen haben uns umzuziehen – Andreas fehtl der Anzug, der Vatermörder und die Lackschuhe, ich suche vergebens meine Korsage, den „Cul de Paris“ (das ist der ausgestopfte, modische Hintern im Kleid) und die Hutnadeln.

Was für ein Haus! Das MacCallum House Inn ist ein Haus von 1882 (wobei ich nicht ganz sicher bin, ob es nicht doch nur die Hausnummer ist :)) Durch das frühe Buchen hält sich der Sachschaden in Grenzen – und der Preisabstand vom, nennen wir es vorsichtig „einfachen“, Motel zum diesem Haus ist auch nicht sooo groß.
Wie schon in Schottland bekamen wir ein Upgrade – das Glück verfolgt uns offenbar 🙂 Und so sitzen wir nun in einem schnuckligen Zimmer – allerdings direkt über einer Lüftung, die uns das Gefühl gibt, eine Schiffsreise gebucht zu haben. Bis jetzt ist es ok – wenn nicht wird halt gewechselt.

Aber ansonsten ist das Zimmer wie es sein soll: Holzmöbel, Paradekissen, Spitzenvorhang, gestickter Duschvorhang und altertümliche Lampen. Wir grinsen uns an und finden, dass wir es hier sieben Tage wohl aushalten werden.

Morgen werden wir von Zehenschuhen berichten – seid gespannt 🙂

Lombard – Chestnut – ExplOratorium

Erstaunlich wie man sich an Straßenlärm gewöhnt. Ab punkt 6 Uhr startet der Verkehr, als würden alle ihre Garagen zeitgleich öffnen und ab geht’s. In der ersten Nacht wurde ich von diesem erdbebenartigen Geröhre geweckt – nach vier Nächten ist der Spuk vorbei.

Go Go Golo!

Wieder die Frühstückfrage: gehen wir zum bekannten, liebgewonnenen Ort, oder wagen wir etwas Neues? Wir schauen uns an und entscheiden – neu!

Also die Chestnut wieder runter, ein paar Querstraßen weiter und wieder rum: hier wird fast nur gewohnt. Hmm…also wieder zurück? Nein, im Zweifel wird am Golden Gate Park etwas eingenommen. Und dann werden wir wieder belohnt. Wir finden das Golo!

Klein, hübsch, seeeehr gepflegt und sympathisch. Kunst hängt an den Wänden und die Karte sieht viel versprechend aus. Der Wirt kommt gleich mit Eiswasser – huuuu, das auf nüchternen Magen und einem Streifen „Kuchenbrot“ als Appetizer. Ein Latte, der ausgezeichnet schmeckt – feine Streifen von dunkel bis hell, man fragt sich wie die Maschine das macht.

Ich frage warum Golo? Ich vermute irgendetwas Afrikanisches oder so, denn er ist ein gut aussehender afro-amerikanischer Hüne mit einem unschlagbar sympathischen Lächeln. Bei der Namensfindung seien sie drauf gekommen: Goughstreet/ Ecke Lombard – so ist der Name gleichzeitig Orientierungshilfe wo es sich befindet. Hach, einfach smart.

cafe golo

cafe golo

Befragt wo wir herkommen – der Standardsatz zu Beginn eines Smalltalks, der sich aber schnell verdichtet – antworten wir wahrheitsgemäß und er bohrt weiter und checkt, ob das Blödsinn ist, was wir erzählen. Er stellt grinsend zufrieden fest, dass unsere Story stimmt. Andreas zeigt ihm wie er Quadrupels auf seinem Iphone macht und er ist tief beeindruckt.

Ich frage ihn, ob er schon lange da ist, weil alles so neu wirkt. Nach 3 Minuten Geplänkel kommt die Geschichte, wie Jack seinen Maler fand, der nicht nur Ahnung, sondern auch Geschmack mitbrachte (sein briefing war ungefähr so: stell dir vor der Laden ist eine Frau, in die du verliebt bist und du willst sie zum Essen einladen und ihr die Welt zu Füßen legen – was für eine Vision!). Unversehens plaudern wir nach unserem Frühstück weiter – ein fantastisches Omelett übrigens mit Pilzen, Bratkartoffeln und Kürbis (!) fein gewürzt und gar nicht pampig und ich bekomme eine große, frische Blaubeerwaffel mit einer Orangenscheibe, wie ich noch nie eine Orange geschmeckt habe. Qualität ist das, was bei ihm zählt, erzählt Jack später – wir bestätigen, dass wir das als Deutsche gut verstehen – er lacht. Fast eine halbe Stunde quatschen wir so und wir fühlen uns schon richtig zu Hause. Er verabschiedet uns per Handschlag (eine Auszeichnung und ein großes Stück Intimität jenseits von „have fun“ und „enjoy your stay“). Morgen gehen wir da noch mal hin, denn wir haben total vergessen ein Foto von Jack zu machen.

Beschwingt marschieren wir weiter und zählen die Motels. Es ist beeindruckend wie viele es allein auf dieser Straße gibt. In einem hübschen fragen wir nach dem Preis für unsere Rückreise – diese wechseln nämlich täglich – auch gut zu wissen.

In der Zeitung las ich beim Frühstück eine Anzeige: ein Motelzimmer für 130 $ pro Woche (!) mit einem Gemeinschaftsbad. Da kann man so langsam abschätzen, was hier eine Zweizimmerwohnung oder gar ein Haus kostet. Und überhaupt – manche Häuser sind soooo pittoresk und man kauft die Autos passend zur Hausfarbe!

Pink house

Pink house

Ich will doch nur spielen –  oder: A Child’s Delight – oder : Was Frau Naurath wirklich glücklich macht

Beinahe hätte mich das Spielzeuggeschäft verschluckt und nie wieder herausgegeben. So eine Fülle von netten, unterhaltsamen Kleinigkeiten – abgesehen vom üblichen rosa-Pferde-glitzer-Prizessinnen-Schmock – das macht Laune. Wer hätte gedacht, dass in amerikanischen Puppenhäusern keine Menschen-Familien wohnen, sondern MÄUSE!? Oder Eichhörnchenfamilien oder Hunde oder PANDAS?? Fantastisch. Vielleicht hätte ich doch Mathe ins Abitur genommen, wenn ich die Kopfrechnen-Matrix gehabt hätte? 12 -7 = ? Drück auf den Knopf, und da steht das Ergebnis (gibt es auch als Multiplikationshilfe).

Andrea im "A Child's Delight"

Andrea im "A Child's Delight"

Schuhbinder

Schuhbinder

Bei beginnendem Lachflash beim Blick in den Ratgeber „How to never grow up -Encyclopedia of Immaturity“, zahlt Andreas und schleift seine kichernde Ehefrau hinaus bevor Schlimmeres passiert.

Nur gucken – nix kaufen!

Und dann entdecken wir das Schöneberg von San Francisco. Ein hübscher Laden nach dem anderen, Hundeladen, Babyladen, einen Candyladen- jaaaa! – und ein weiterer Applestore. Also testen wir, ob die iPads hier auch funktionieren. Sie tun es und ich probiere noch schnell ein Spiel aus: den Vorgarten vor Zombies verteidigen – eine äußerst knuffige Comicästhetik…ich fürchte ich muss es dann mal haben…

Andrea im Candyladen

Andrea im Candyladen

Candy Jars

Candy Jars

Wir eisen uns los und marschieren zum Hafen, das Zehlendorf von SF mit einem Hauch Blankenese vielleicht. Topgepflegte Häuser mit großen getönten Scheiben, klar, hier bretzelt erbarmungslos die kalifornische Sonne in die Bude. Ohne die Scheiben würde das Sofa nach vier Wochen aussehen wie eine Kukident-2Pasen Tablette: vorne blau und hinten weiss.

Und wir sind froh, dass wir unsere Nasen eingeschmiert haben…

ExplOratorium

Dann kommen wir am Museum an. Ein technisches Museum zum Ausprobieren. Da ich vor 12 Jahren im Monteray Bay Aquarium begeistert eine halbe Stunde lang die Schwarmfische im Meeresstrom gekurbelt hatte, befürchtete ich Schlimmes. Deshalb blieben wir eng zusammen, damit mich Andreas nicht suchen müsste. Horden von Kindern verteilen sich angenehm in der riesigen Halle. Eine Unzahl von robust gebauten, intelligenten Stationen beschäftigen uns drei Stunden non-stop und wir haben weniger als ein Drittel ausprobiert.

Ring

Ring

Man in the mirror

Man in the mirror

Sand

Sand

Die Amis haben es echt drauf Kurzanleitungen zu schreiben! Unsere drei Favoriten?

Andreas:

  1. Mit einer superstarken Blitzanlage Schattenrisse auf eine riesige Wand zaubern
  2. Eine „Hologramm-Tasse“ mit einer Lampe anleuchten können, obwohl sie nur eine Spiegelung ist
  3. In ein lila Licht gucken und sehen wie das Blut durch das Auge fließt (habe ich ausgelassen – örks)

Andrea:

  1. Auf einer Präzisionswaage „sehen“ wie Wasser verdampft
  2. Zu einem vorproduzierten Hörspiel die Soundeffekte machen (besonders schön war eine Soldatenkompanie = 24 Holzklötzchen an Fäden auf einer Platte „marschieren“ lassen)
  3. Mit einem winzigen Magneten an einer Schnur einen schweren, hängenden Betonklotz so zu bewegen, dass er ins Schwingen kommt

Eine viertel Stunde bevor das Museum schloß, gröhlten alle Mitarbeiter an ihren Ständen, dass nun bald Schluß sei – herrlich – mehr Krach als alle Kids zusammen, und Raus! Ach, und was steht am Ausgang bereit? Ein Riesenspender Sanitizer – denn wir haben ja viel ANGEFASST – iiiihhhh….

Don’t pat the duck

Auf dem Rückweg laufen wir an einem stimmungsvollen Teich vorbei. Mummy sagt zum kleinen zombieartig herumtorkelnden Kind: „ Don’t pat the duck!“ Tja, Mutti, es war leider ein Schwan – macht ja nix…

Noch einen sensationallen Kaffee im The Grove.

Und einen letzten Gang in den Buchladen – gefäääährlich, schaffen es aber ohne Einkauf wieder raus – puuh!

Im Motel angekommen, dampfen die Socken. Eigentlich wollten wir noch mal los, aber unsere letzten beiden Biere und ein kurzer Gang über die Straße für ein Sandwich und Chips tun es auch. Ahhh….Prost und gute Nacht.