Ich möchte dem Gejaule der Social-Media-Kritiker etwas entgegensetzen und eine ganz persönliche und subjektive Positivliste zum Thema Twitter und Co. posten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit…
1. Mir ist kein Medium bekannt, mit dem es so einfach ist, Leute zu finden, die im Moment so ticken wie ich. Deren Meinung und die meine kann sich natürlich immer wieder ändern – wie im richtigen Leben auch – oder? Und wie im richtigen Leben kann ich dann, oder die Anderen, den Kontakt wieder abbrechen.
2. Diese Leute berichten über Dinge, die mich oft inspirieren – und ich bin dankbar dafür, dass es (hoffentlich) noch keinen TwitterKnigge gibt. Ja zur Banalität, ja zu Geistesblitzen, ja zu intellektuellen Flatulenzen – vielleicht ist das genau die Anregung für mich, etwas sehr wichtiges anzugehen. Woher kommt diese Sucht nach einer Qualitätszensur, die immer wieder nebulös gefordert wird?
3. 140 Zeichen sind genau richtig – wer nur eine Gehirnzelle oder mehr im Kopf hat, wird sofort merken, dass es diese Beschränkung im Grunde gar nicht gibt. Wer mehr zu sagen hat, schreibt einen kurzen Teaser und lässt sich ausführlich in seinem Blog darüber aus. Gerade die Beschränkung zwingt einen dazu, Gedanken auf den Punkt zu bringen.
4. Ich erhalte aktuelle Bilder und Informationen von Augenzeugen vor Ort – ungefiltert von einer Redaktion, ja, auch mit der Gefahr, dass nur Unfug geschrieben wird. Der rasende Reporter eines Egon-Erwin Kisch ist wiederauferstanden!
5. Ich finde aktuelle Information zu allen Themen, die ich suche. Diese Informationen auf Validität zu prüfen, bleibt mir auch bei allen anderen Medien nicht erspart!
6. Ich kann interessante Leute in meiner Umgebung finden. Mit Applikationen wie www.twittermap.de ist das leicht möglich.
Warum jemandem, der auf diese Art Kontakte knüpft (neben seinen RealLifeAktivitäten) oft eine soziale Störung unterstellt wird, kann ich nicht nachempfinden.
7. Ich stelle mehr und mehr fest, dass ich in Printmedien Dinge aus den verschiedensten Bereichen lese, die ich Netz schon längst gelesen habe. Und der Zeitraum vergrößert sich: waren es vor zwei bis drei Jahren noch 1-2 Tage voraus so sind es heute 1-2 Wochen oder mehr.
8. Interessante Leute können mich finden! Ich ahnte gar nicht, dass sich Leute für mich oder für die Dinge mit denen ich mich beschäftige auch interessieren. Ich habe meine Site schon seit 1995 im Netz – die ist aber bis heute sehr statisch (werde ich demnächst aber ändern) und ich habe eher wenig über mich mitgeteilt.
9. Ich kann kontrovers diskutieren. Es ist doch eigentlich viel interessanter mit Menschen zu diskutieren die NICHT meiner Meinung sind. Wenn eine „Streitkultur“ vorhanden ist kann das sogar sehr viel Spaß machen. Und bislang ist bei Twitter nicht das Problem von „Forum-Trollen“ über den Weg gelaufen…(Vielleicht haben die diese Medien allerdings nur noch nicht entdeckt…)
10. Die sehr eingeschränkten Möglichkeiten zur Gestaltung seiner Twitterpage. Die meisten Seiten und Hintergründe von Twitterern finde ich sehr gelungen. Hier muss ich MySpace klare Abzüge in der B-Note geben – wie grauenvoll die Seiten aussehen ist auch durch die Plattform selbst bedingt.
Außer Konkurrenz muss ich natürlich noch den FailWhale erwähnen. Normalerweise ist es ja so, dass sich die meisten Menschen ärgern, wenn ein Fehler am Computer oder im Internet auftritt. Wenn das aber so sympathisch wie mit dieser wundervollen Grafik geschieht, muss ich peinlicher Weise zugeben, dass ich mich jedes Mal freue, dem Wal und seinen Vöglein zu begegnen.
2 Antworten zu “10 Dinge, die mich an twitter und Social Media faszinieren”