Rooftoprestaurant die Zweite, tausend Köstlichkeiten, 7 Folterschritte des Magens, 8 Zungenschmeichler oder ein Tag in Chinatown

Im Übrigen gibt es jetzt braune (organic!) Papierhandtücher auf manchen Toiletten. Ich liebe diese hauchdünnen Papiere, die man auf die Klobrillen legt, also keine Drapierkunst auf dem Lokus, mehr und hinterher- wuuusch, ab dafür, wir ersparen weitere Details…

Wir schauen bei John vorbei, aber PB hat Dienst und wir versprechen wiederzukommen. Bevor wir gehen, trifft sie uns mit San Franciscos Armor-Pfeil mitten ins Herz: „You have to move here, you just belong.“ Puuh! Little John ist überrascht, dass wir auch ihn gerne näher kennen lernen wollen, nicht nur seinen Vater und wünscht uns ebenfalls einen schönen Tag.Frühstück im Underground, weil das WiFi flutscht und der „Kaffe“ schmeckt und überhaupt.

Danach Klamotten bei BigBubbles zum Waschen abgeben.

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Heute fahren wir DingDing rauf und runter und schauen, wohin es uns verschlägt.

Im Büroladen auf dem Weg und zur Cable Car Station empfangen uns Kinder, die im Eingang auf dem Boden sitzen müssen. Keine Ahnung, ob die Lehrerin Rotstifte einkauft, oder sie eine Führung bekommen. Jedenfalls auch eine Möglichkeit sie daran zu hindern verloren zu gehen. Andreas bekommt das geliebte Drei-Loch-Schreibheft und dolle Schreiber.

An der Station sprechen wir mit einer Frau, die uns wärmstens den alten Friedhof in Presidio empfiehlt. Sie entschuldigt sich ein bisschen dafür uns einen Friedhof zu empfehlen, aber der Ausblick wäre klasse. Auch sie war schon in Heidelberg. Erstaunlich, wie viele Amis mal in Gudolddschörmanie waren.

Pflaster kaufen in der Pharmacy, die Hügel fordern ihren Tribut. Ein rundbuckeliger Öpi versucht wackelig seine Tagesration „Chocolate-Bars“ aus dem unteren Regal zu fischen – das Fach ist leer. Mehr Enttäuschung geht nicht auf einem Gesicht. Quote für die Cineasten: „Sometimes u eat the bar, and sometimes the bar eats u“. (Welcher Film? Wer es rät bekommt ein albernes Mitbringsel).

Ding Ding! Fahrtwind im Haar und über uns der blitzblaue Himmel (darf ich nur sagen, wenn es wirklich ein lupenreiner wolkenloser und ein wasweissichunterwelchenKonditionendasgilt-Himmel das ist!). Die gebogenen Dächer von Chinatown löcken. Wir springen ab und rein ins Getümmel. Unter alldem blöden Mist, den die Welt nicht braucht, gibt es auch andere Facetten. Heute ist Aktions- und Protesttag. An allen Ecken protestieren alt und jung. Sie musizieren, singen, meditieren, informieren. Beeindruckend, die fühlbare Dichte der Energie der konzertierten Aktion. Gelbe Tshirts und Flyer überall inklusive improvisierter Info-Box.

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Dazu die pittoreske Architektur und versteinerte Gesichter alter Chinesen, die die hässlichsten Sonnenschutze auf den Köpfen mit solch einer Würde tragen, dass man negieren möchte, dass es so etwas wie Bad Taste überhaupt gibt.

Dann der Höhepunkt: das einzige Balkonrestaurant des Viertels. Die Amis, die vom Klo kommen, frage ich, ob es gut war. Verstört beziehen sie meine Frage zunächst nicht auf das Essen, aber nach korrigierter, sinngemäßer Wiederholung ermutigen sie uns in den ersten Stock zu gehen. Und dann sitzen wir da: kaum einen Meter breit der Balkon, Andreas schafft es gerade an der Feuerleiter vorbei auf seinem Zwergenstühlchen Platz zu nehmen. Und dann aber entfaltet sich der ganze Zauber der Chinesischen Kultur. Waldorf und Stettler erfreuen sich an Szenen, die sich die Cohen Brothers sich nicht ausdenken können: Im Park sitzt eine Mann und begutachtet sein Knie, Touristenfänger schieben ihren Beute über die Straße ins Restaurant, uralte Steinstatuen schieben sich zentimeterweise durch die Straße, drei rosa Damen werden von einem müden Aktivisten mit den Augen verschlungen und ein Greis in goldenem wallendem Gewand mit traditionellem Kopfschmuck zieht seinen Trolley die Querstraße hinauf. Dubiose Waren verschwinden in einem Keller, die vorwitzige Taube, wir nennen sie „Züshiyo-gyuofan-wei-ho“, halten wir davon ab, unsere 7 Gänge der kleinen Zungenfolter zu entweihen. Alles sehr, sehr, schmackhaft und nicht ganz so exotisch wie die Mohnsuppe (siehe 2010). Der Glückskeks verspricht als Höhepunkt, dass demnächst eine tolle Nachricht kommen wird. All das passiert komprimiert in einer süßen Stunde intimer Zweisamkeit auf einem Balkon in Chinatown. Mal ehrlich, das ist doch unglaubhaft bis zum Abwinken! Wer will, mag eine Gegengeschichte erfinden…

Ausklang beim Indi. Was ist heute im Angebot? Es ist Happy hour und wir bekommen ein Token für ein zweites Bier. Immer wieder stelle ich fest, dass das „Häffeoueizen“ mehr nach Urinprobe, als nach Bier aussieht, aber es schmeckt besser ohne Zitrone. Diesmal fotografieren die Cable Carmänner die Touristen

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, ein Auto knutscht die Bahn, was aber niemanden interessiert, hinter uns haben zwei alberne Vollblond-Amerikanerinnen einen Lachflash und die Nachbarjungs treffen sich in der Abendsonne während ein Dude hinter uns einen Blues singt. Was will man mehr? Von hier oben sehen wir ein noch Hochzeitspaar, einen Wagenschieber, bei dem nicht klar ist was die Person mit dem Berg an Dingen vorhat. Homeless oder Business? Man weiß es nicht.

Rückfahrt mit der Cable Car 20 Minuten anstehen, ich fröstele und ziehe mir Socken an, während man meine professionelle „Layertechnik“ bewundert.

Mit den beiden Aussis in der Schlange quatschen wir über Packstrategien, Klamottenkauf und Tugenden des Zweitkoffertrends (sie hat so viel eingekauft, dass sie einen weiteren Koffer benötigt. Er fand das völlig lächerlich, weil man eh nur eine Zahnbürste braucht). Als er mich fragt, warum ich mit einem Mann unterwegs bin, der älter als ich erscheint, kontere ich, dass er mehr „Erfahrung“ habe und treffe den Nerv seines Humors und er antwortet begeistert „Shut up“. Ach, die Patriarchen sind eine Wonne. Nach dem sie uns mitteilen, dass sie so verärgert über die Sozialschmarotzer in Australien seien, entgegne ich:

„We are entering the world of politics“. Wir entfalten unsere dezidierte Haltung zu Bankenregenschirmen und erweitern ihren Horizont um eine Hutbandgröße. Dann ist es Zeit einzusteigen. Drinnen sitzen wir separat (ohne Waschräume) und schauen aus dem Fenster.

Man genieße folgende Szenerie:

Im Hintergrund sitzen bei offener Tür die schichtfreien Cable Car Männer und lesen Zeitung.

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Im Gebäude links daneben öffnet sich die Haustür und eine Familie tritt auf die Straße, den Blick ins Wohnzimmer freigebend auf viele leuchtende Dinge in rot. Ein asiatisches Geburtstagskind darf Wasserbomben auf das Haus werfen, aber sie prallen immer wieder ab. Ein Paar mit Kinderwagen schaut romantisch-versonnen zu, eine Passagierin der stehenden Cable Car steigt aus und hebt den heruntergefallenen Stoffhasen der Kleinfamilie wieder auf.

Mit dem Bus die Van Ness runter. Es gibt keinen Knopf um den Wagen anzuhalten. Wie geht das? Hm? Die ganze Klasse?! Eine Leine geht durch den ganzen Bus am Fenster lang. ZIPF– Wagen hält. Eine Stadt wo high tech und old school sich gute Nacht sagen. Noch ein klassisches Rolling Rock zum Verdauen. Bis morgen!

Ahhh..the great outdoors!

Frühstück in einem entzückendem französischen Café mit winzigen Tässchen und Leckereien ohne Cheese Baguette.

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Dann flanieren auf der Union. Eine Papeterie lockt in einen Hinterhof und es eröffnet sich eine Welt von wohlgestaltetem Sinn und Unsinn.

Was kann anderes auf einem Radiergummi stehen als UNDO oder ERASE?

Es gibt keine Zufälle. Auf dem Weg zum Hafen: in der ersten Woche haben wir Guerilla Gardening Fotos gemacht, nun treffen wir den Gardener. Er erklärt uns was er anbaut und der Stolz dringt aus allen seinen Poren. Neben den Kapitalisten und Homeless teilen sich auch Idealisten und Gutmenschen den Bürgersteig. Herrlich.

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Fisherman’s Wharf die Dritte mit Breakdance, weil die Tickets für Alcatraz der Aussies abgeholt werden müssen. Die Jungs sind absolute spitze und es macht Spaß sie anzufeuern. Mal hochgerechnet wie viele Shows sie am Tag machen, mal jeweils mindestens 40 Touristen mal Spende durch fünf- denkbar, dass die davon ernsthaft eine Weile leben können.

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Dann endlich zu Fuss zur Station der Cable Car:

Hügel rauf und runter , wunderschöne Häuser, Aussichten auf wahlweise Golden Gate Bridge, Wasser oder Stadt.

Nach 40 Minuten Anstehen endlich die Belohnung:

Hügel rauf und runter, wunderschöne Häuser, Aussichten auf wahlweise Golden Gate Bridge, Wasser oder Stadt (cut copy paste). Eine Franzosenfamilie ist vor uns und ich packe meine 17 Vokabeln aus. Nach ein paar Sätzen kollabiert mein Gehirn. Wrrtschrööbidöö….access denied…währenddessen fotofitze ich, bis der Arm mir lahmt.

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Hunger, wir schlagen die Aussichtsplattform vor und laufen los (siehe oben cut copy paste).

Leider ist die Sonne weg. Es gibt ein frösteliges Abendessen beim „Wilden Inder“ – die Schwaden schwaden fröhlich wie immer und drinnen steppt der Bär. Hühnchen für die Kinder, ominöses Puffreisgericht für mich. Wir verabschieden uns in verschiedene Richtungen.

Für uns bleibt ein letzter Gang zurück zum Motel. Als wir mit breiten Füßen und lahmen Beinen ankommen, können wir festhalten, ein Kurs Bauch-Beine-Po ist ein *** dagegen.

Ausklang mit amerikanischer Olympia Berichterstattung auf dem Bette mit Mandeln und Bier. Überall in der Stadt wird selbstverständlich die Glotze laufen gelassen, aber es werden natürlich nur die Amis gezeigt, maximal ein direkter Konkurrent. Hambüchen wird abgelöst und dann ist nur noch wohlig-erschöpftes Schweigen.

Don’t call it ‚Frisco‘

Auf der Fahrt nach SF machen wir noch einen Zwischenstopp in Santa Cruz, schoben uns unter Rollercoastern hindurch zum Strand.

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Eine nette Stadt beim Durchfahren, hier könnte man es sicher auch länger aushalten.
Santa Cruz schafft den Spagat zwischen Strand, Kirmes und ansprechendem mediterranem Flair.

Weiter nach SF. Van Ness Ecke Chestnut. Das Motel ist in viel besserer Verfassung als beim letzten Mal, was uns besonders freut, weil wir für eine Woche durchgebucht haben. Die Lage ist einfach super – viele schöne Orte sind zu Fuß zu erreichen, obschon auch hier oft der Bergsteiger gefragt ist. Die ein oder andere Blase befindet sich schon am Laufwerkzeug.

Zu den Wi-Fis werde ich noch mal einen extra Artikel schreiben – eine weitere Ausgabe der Serie „Herr, wirf Hirn vom Himmel“ B-knackt!

Abendessen im geliebten Wasabi und Ginger. Sushi satt mit Augenverdrehen und Seufzen der Blisskategorie – ein absolut wunderbares Sushi. Das musste natürlich umgehend wieder abgearbeitet werden. Also schnell runter zum Hafen. Was wir da zu sehen bekamen war allerdings nicht so toll: in Richmond ist eine große Erdöl-Raffinerie in Brand geraten und der giftige Schweif zog meilenweit über die östliche Bay Area.

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Wir schnupperten noch schnell in Fisherman’s Wharf herum und fanden dort einen Eisladen, in dem vor den Augen der Kunden, das Eis auf einem geeisten Steintablett zubereitet wird. War auf jeden Fall sehr lecker – das Abarbeiten des Sushi war damit allerdings obsolet geworden…

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Wir wurden noch bis zum Hotel begleitet – insgesamt ein entspannter Transfer-Tag.
Morgen geht es dann weiter mit der Cable Car…

I’m on my way to Monterey – Part II

Auf dem Highway war nicht die Hölle los und so hatten wir eine angenehme Fahrt in Richtung Monterey bzw. Salinas.

Der Dude und Walter Sobchak hätten ihre helle Freude gehabt, denn ich musste mal äußert dringend einen „Restroom“ aufsuchen und so landeten wir im In-N-Out-Burger in Oakland. Andrea wurde beim Bestellen angesprochen, ob sie ein Tagesangebot oder so extra haben wolle – der Serviceman mumbelte aber so herum, dass sie ihn bat, es zu wiederholen. „mmwantinmmbbuummnnnextra with your order?“ Emm, 100% so wie beim ersten Mal. Noch ein Versuch – FAIL wieder 100% genau so. Der Mann sollte Profi-Sprecher werden – jedenfalls kann er seine Sätze exakt wiederholen 🙂

In Salinas haben wir ein ganz gutes Motel erwischt, mit sehr schnellem Wi-Fi – allerdings sind Facebook und Twitter gesperrt, was aber mit den iPad-Apps umgehbar ist – SCHWACHSINN 🙂

Die Umgebung des Motels ist sehr mexikanisch geprägt, alle Schilder auf spanisch und in einem Laden versteht der Verkäufer aber auch gar kein Wort englisch. Nach dem Besuch der Monterey Coast Brewery kehrten wir noch beim Mexikaner Tapatio auf ein Bier ein. Wir hatten den ganzen Laden für uns allen. Zum Bier gab es auf’s Haus einen Salsa-Dip mit Natchos – und: EINE EXTREM LAUTE MUSIKBOX 🙂 Die wurde dann aber extra für uns leiser gemacht, obwohl wir gar nichts gesagt hatten.
Am nächsten Morgen dann ein absolut fantastisches Frühstück im First Awakenings mit einem extrem perfekten Service: der Typ war unglaublich aufmerksam und er hatte offenbar großen Spaß bei der Arbeit. Ein toller Start in den Tag.
Ab ins Monterey Bay Aquarium – wieder mal. Einige neue Dinge gab es zu entdecken, die Schwarmfische von Andrea (wo sie so schön die Richtung der Fischlies ändern konnte), gab es in der Form leider nicht mehr, dafür aber jede Menge Schwarmfisch-Becken.

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Der Strandausschnitt faszinierte mich wie immer, bestückt mit Vögeln, die verletzt aufgefunden wurden und nun hier wieder zu Kräften kommen sollen.

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Quallen und Seepferdchen waren eine Augenweide – und die Seeotter haben sich wieder vor mir versteckt 🙂

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Und am Abend dann ein tolles Jazzkonzert von Evenings by The Bay Sehr stimmungsvoll – muss in Berlin auch öfter mal ein Jazzkonzert besuchen.

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Eine Bleibe in SF zu finden stellte sich als sehr schwierig heraus. Uns war nicht so klar, dass es jetzt absolute Hauptsaison hier ist und alles knackvoll. Um flexibel zu bleiben wollen wir nicht im Voraus buchen – diesmal keine gute Idee. So sind wir wieder in Marina gelandet und Andreas & Co. in South San Francisco.

I’m on my way to Monterey

Online eine Bleibe in Monterey zu finden stellte sich als unmöglich heraus. Uns blieb nichts anderes als außerhalb eine immer noch sündhaft teure Unterkunft zu finden. Bei Moodys in Mendocino suchten wir wie wild und koordinierten uns auch noch mit Andreas und seiner Family, weil wir zusammen ins Monterey Bay Aquarium fahren wollen. Salinas wurde das neue Ziel, .ca 30 Autominuten von Monterrey entfernt.
Schnell noch getankt und los geht’s – ich konnte es nicht lassen und bin wieder mal die California One entlanggefahren, Serpentinen ohne Ende. Mit dem Motorrad muss das genial sein – uns kamen auch jede Menge Motorradfahrer entgegen.
Andrea entdeckte etwas, an dem ich vor zwei Jahren vorbeifuhr. Jurassic Park lässt grüßen, diese Baumschule wird von Dinos bewacht.

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To be continued…
Schalten Sie auch das nächste Mal ein, wenn Andreas einem dringenden Bedürfnis in Oakland folgt, eine weitere Brewery in Salinas angetestet wird, die drei As einer übergroßen Musikbox beim Mexikaner lauschen und der Aquariumsbesuch mit einem tollen Jazz-Konzert endet!

Back to reality – ein Tag in Fort Bragg

Eine einzigartige und wundervolle Woche geht zu Ende. Wir verabschieden uns aus Thera und hoffen, bald wieder einmal hier sein zu können.

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Aus der Abgeschiedenheit ohne Wi-Fi und GSM fuhren wir ins laute, und zumindest bei diesem Wetter, trostlose Fort Bragg.

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Was für ein Kontrast – zu allem Überfluss hatte ich auch noch die Motelbuchung vermurkst – eine Woche zu früh hatte ich gebucht 🙁 Und nun fand auch noch ein Soccer-Game statt, was die Preise ins Unermessliche steigen ließ.
Um so erfreulicher, dass die North Coast Brewing Co. geöffnet hatte. Ich dürfte zwar nur nippen, aber dennoch wollten wir zusammen mal proBIERen, was sie so zu bieten haben.

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Den Abend ließen wir dann mit Freunden in Mendocino ausklingen.

Boonville und raus auf’s Land!

Frühstück bei John, wir haben ein wenig Zeit zu plaudern und little John hat auch Dienst, sie verabschieden uns mit coolem Handschlag bzw. herzlichem Drücker. Dann packen, tschüss Motel und runter zum Comic-Museum mit kleinem Umweg in den SFMoma Laden. Diese Fülle, diese Pracht! Jedes zweite Buch und jeder dritte Gegenstand ein must have! Wie kommen wir hier je wieder raus?

Comicmuseum. Originalzeichnungen von MAD, Avengers, (Ironman sah wirklich doof aus), Garfield, Simpsons und und und. Schnuckelig und übersichtlich , auch Südamerikanische Werke, die wir nicht kannten.

Der Laden vollgestopft mit ZEUG, Gimmicks und Dingen, die man seinem ärgsten Feind nicht schenken möchte. Mein Sonnenbrand macht mir zu schaffen. Etwas dämlich, aber nicht unmöglich: auf dem Scheitel zwischen Pony und Hinterkopf. Ich hatte mich schon gewundert, warum das Haargummi meine Haare so straff nach hinten zieht, dass es auf dem Kopf kribbelt. Nach einem Blick in den Spiegel, war alles klar. Nun brauche ich auch eine Mütze, mal sehen, was Mendocino so im Angebot hat, heute sitzen wir ja nur im Auto….

Die Eindrücke des Cartoon Museums noch im Kopf, ging es auf die Piste. Natürlich über die Golden Gate Bridge – immer wieder nett über dieses heute ordentlich vernebelte Monument zu fahren.

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Auf der 101 war es leider recht voll, was unserer Laune aber keinen Abbruch tat, so hatten wir mehr Zeit aus dem Fenster zu gucken. Dann endlich runter vom Freeway in den Märchenwald – wunderschön auf der 128 in Richtung Mendocino. Weil ein menschliches Bedürfnis einen Zwischenstopp empfahl, landeten wir in Boonville – ja, das heißt wirklich so – vorher hatte es nur den Namen einer Straßenkreuzung: Junction 128/was auch immer 🙂 Für die Nichtzocker unter unseren Leserinnen und Lesern sei angemerkt, dass „Boon“ die umgedrehte Version von „Noob“ ist, was wiederum eine lautmalerisch verballhornte Version von „Newbee“ ist. In der Gamersprache ist das also jemand, der ganz neu ist und absolut keine Ahnung hat – na ja und die haben hier einen ganzen Ort für die Boons 🙂

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Ein wenig Appetit haben wir auch, also ab ins „Mis Potrancas Restaurant“. Was für eine Szene: ein praktisch leeres Restaurant mit etwa 14 Tischen, ein völlig gelangweilter Jugendlicher, der in immer gleicher Körperhaltung stoisch mit seinem Smartphone rumdaddelt und etwas aufgeregte junge Frauen – die vor der Küche herumwuseln.
Von weitem werden wir gefragt, ob wir hier essen wollen oder zum Mitnehmen? Das lassen wir uns nicht entgehen, also natürlich hier essen. Ich peile erst mal flott die Restrooms an – auf denen es kein Licht und einen nicht funktionierenden Schalter gibt – ich wieder raus und nach dem Licht gefragt, denn es war so stockfinster, dass ich absolut nichts sehen konnte. Um an den funktionierenden Lichtschalter zu kommen, muss man nämlich durch das ganze, dunkle Klo bis zum Ende des dunklen Raumes gehen, um ihn einzuschalten – praktisch!
Wir bekommen die Karten und werden von zwei Damen gleichzeitig bedient – Andrea fragt, ob das ihr erster Tag sei, was lachend bestätigt wird. Auf spanisch werden die Sätze souffliert und die „Neue“ fragt uns dann sie Sätze auf englisch. Der Salat und das Tortilla-Huhn sind ok – wobei wir die Langsamkeit entdeckt haben – man war hier so mit der Einweisung der „Neuen“ beschäftigt, dass für uns wenig Zeit blieb.
Im Post Office von Boonville ein paar Briefmarken für echte Postkarten gekauft und dabei erfahren, dass die Dame am „Window“ gerade in Europa war, sogar kurz in Düsseldorf, um mal in Deutschland gewesen zu sein. Das mit dem Window war besonders schön, weil die zwei Schalter nur ein einfacher, flacher Tresen sind und absolut keine Fenster oder Rahmen haben – aber dennoch steht auf dem Schild des geschlossenen Schalters „please next Window“.
Nun ist es nicht mehr weit – und wir überlegen, ob wir noch direkt nach Mendocino fahren oder gleich in „unser“ Häuschen am Waldrand. Wir entscheiden uns für letzteres, kaufen noch schnell drei Sachen im sündhaft teuren Deli ein und landen glücklich in Albion.
Ein tolles Appartement haben wir da erwischt, echt traumhaft – und ab ins Bett.

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Ein Häuschen im Grünen: wo sich Rotwild und Truthähne guten Morgen sagen – keine 30 Meter von unserer Terrasse entfernt.
Was für ein toller Anblick am Morgen, die Sonne scheint und dampft die Feuchtigkeit sichtbar aus dem Wald heraus, während sich die Wege eines Rotwilds mit Geweih und einer Truthahnfamilie kreuzen. Genauso stellen wir uns die Idylle vor. Da hier WLAN- und Telefonnetz freie Zone ist, werden wir nachher in Mendocino unser Blog absetzen.

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Sind im Moodys – nicht wundern, bis Samstag wird es wahrscheinlich nicht täglich ein Update geben, da wir immer extra ins Internetcafe müssen, aber wir schreiben alles auf – versprochen 🙂

Orca – Omelett – Oktagon

Mexikanisches Frühstück und Waffeln in Chestnut Street. Der Herr wählt einen Schichtberg mit „allem wo geht“: Tortillas, Bohnen, Ei, Salsa, Sour creme, Avocado. Die Dame hat das Süsse mit gerösteter Mandelbutter, sieht aber aus wie Ahornsirup. Trotzdem sehr genießbar.

 

Erste Amtshandlung ist das Oktagonhaus. Zwei typische American Ladies begrüßen uns mit Begeisterung und stürzen sich auf uns, um uns ihr Wissen zu vermitteln. Der Name verrät ja schon viel: ein achteckiges Haus, das beim Erdbeben von SF verschont blieb, hatte nur eine Seite eingebüßt. Wer es denn aufbaute und renovierte, ließ es versetzen! Ein imposantes Bild, wie das Holzhaus auf Stelzen und Rädern über die Straße geschoben wird. Wir lernen Details aus der Kolonialzeit: eine Walöl-Lampe kann die Zeit messen, Kerzen müssen in Holzkisten an der Wand hängen, damit Mäuse sie nicht fressen, Babies hatten schon Laufgeräte aus Holz mit einer ausgefeilten Mechanik, damit es in alle Richtungen flitzen konnte. Die Feuerwehr kam nur löschen, wenn vorher eingezahlt wurde und das erste Papiergeld musste man sorgfältig prüfen, weil auf der immer gleich großen Dollarnote stehen konnte: „entspricht  einem halben Dollar, oder entspricht zweihundert Dollar“. Wohl dem, der lesen konnte!

Holzdoppelbetten waren durch Schnur „gefedert“, die ab und zu wieder stramm gezogen werden mussten und das gesamte Bett konnte hochgeklappt werden, um mehr Raum zu schaffen. Das Handarbeitstischchen hatte eine untere Schublade mit Sack, in der das „project“, wie sie erläuterte, gelegt werden konnte. Sie erinnerte mich nebenbei an jemanden; im Nachgang würde ich sagen, es war die Schwester von Clint Eastwood.

Auf dem Plan stand: Twin Peaks, Golden Gate Park, Meer sehen, evtl. Erdbeben und die berühmte Häuserzeile. Wir bekamen nicht alles, das mal vorneweg.

Zuerst marschierten wir zum Sportladen, der Zehenschuhe für Andreas bereithalten sollte. Leider sind sie in ihren Modellen nicht soweit, wie sie sollten, denn es passte leider keiner. Schaaaade. Na gut, dann weiter im Plan. Wir kommen an einem Organic Supermarkt vorbei, der von koscherem Ketchup bis Holzpicknickbesteck (bei dem der Baumkuschler selbstverständlich vor dem Fällen den Baum um Erlaubnis gefragt hat) alles hat. Wir entscheiden uns für albernen Honig in Bärenform, ominöses glutenfreies, roh, bio, veganes, getrocknetes Grünzeug, dass geröstet wurde und gewürzt wie frittierte Petersilie aussieht. (Leider habe ich „sassy spice“ erwischt und der Luftstrom geht mir noch heute morgen durch die Ohren. Abgesehen von der Schärfe, die mein Urteil etwas trübt, kann ich sagen, interessant bis lecker.)

Dann ab ins Auto auf zum Park. Das Wetter ist zum ersten Mal etwas grau-freuchtelig; für Museen ideal für outdoor Aktivitäten nicht ganz. Egal. Andreas hält es nicht aus bis nach oben zu fahren, er MUSS raus und das Foto machen: SF liegt uns zu Füssen – die Rückseite (siehe den Blick von Alcatraz 2010). Ich sehe in wässrige, glückliche Augen.

Auf dem Twin Peaks Gipfel treffen wir auf den Gipfel des touristischen Irrsinns. Während gefühlte 27.000 Menschen aller Länder den immer gleichen Ausschnitt ablichten, spielt in unserem Rücken ein von sich überzeugter Spraykünstler rotzige Beats und sprüht dazu unbeschreiblich ästhetikfreie Kitschbilder. Was beeindruckt, ist die „Generationen Gap“ – vorne Erwachsene und Kinder, hinter uns Teenies beim Krachkünstler. Wen interessiert schon ein unverstellter Blick auf Bucht und Stadt von San Francisco in dem Alter?

Am Golden Gate Park, parken wir an einer Mühle und sehen vorne das Meer. Der Sand ist unglaublich schmutzig und die Promenade im grauen Himmel etwas trostlos. Durchgepustet und auch ein bisschen durchgefroren beachten wir fasziniert die korodierte Ampel auf dem Weg zurück und wir sind uns einig, dass selbst bei schönstem Wetter der Dauerwind einen Strandtag nicht wirklich aufwerten würde.

Eine Spenderin, Mrs. Eleanor Rossi Crabtree, hat den Wiederaufbau der Hollandmühle ermöglicht. Leider kann man nicht rauf und die Hässlichkeit des Sockels macht einen sprachlos, also Frau Krabbenbaum, da wären doch noch ein paar Dollarse hilfreich gewesen!

Grinsend gurken wir im Park herum. Er ist wirklich riesig und es wird gejoggt, dass einem vom Zugucken das Herz pumpt. Die „Painted Ladies“ Häuser fallen aus, weil es zu spät wird und wir das Experiment mit „bad neighbourhood“ lieber überspringen. Erdbeben iss auch nicht mehr, eine Simulation der Sonderausstellung verspricht einzigartigen Kitzel, aber wir kommen ja noch mal wieder…

Wir haben wirklich den besten Platz mit unserem Motel. Links das Golo, rechts 3,5 Minuten zu Fuß der beste Sushiladen mit dem unvergleichlichen Mochi-Eis. Vielleicht ist es langweilig über Essen zu schreiben, weil Geschmack bekanntlich subjektiv ist und auch nicht fotografierbar ist, dennoch kann schlechtes Essen mehr als schlechte Laune verursachen und so müssen wir einfach unserer Begeisterung bei Herausragendem einfach Ausdruck geben.

Nach üppiger Speise der Bliss-Kategorie, wandeln wir zurück. Morgen sagen wir fürs Erste Ade San Francisco, aber ein letztes Bier aus dem Deli sei uns noch gegönnt: Alaska-Kölsch mit einem Orka drauf – Prost.

Trophy moment + tears = Bliss

Andreas im Golo

Frühstück im Golo mit PB (gesprochen Piebie). Sie kümmert sich rührend um uns und ich darf Johns Brotscheiben mit Obst und Ahornsirup genießen. Andreas bekommt ein Omelett, das glücklich macht. Dann zeigt PB uns den Brief, den ich ihnen vor 1,5 Jahren geschickt habe. „It means a lot to him“, erklärt sie uns. Boah, das rührt. Den anderen Brief hätte er auch irgendwo. Dann kommen deutsche Touristen und PB stellt uns ihnen vor – sie sind aus Koblenz. Als ich rheinisch mit ihnen rede und sage, dass ich aus Bonn bin, bin ich im Ranking gestiegen. By the way –PB ist nicht die Abkürzung von Paula-Beth oder Patty-Boo, nein es steht für Peanut Butter – was für eine Liebeserklärung.

Dann geht’s ab nach Chestnutstreet.

Im Applestore entdecke ich eine Mathe App – Math Bingo, das ist was für meine Mathe-Legastenie und Frog Minutes verspricht im Grünen Insekten fangen, Frösche finden und füttern, während Andreas ominöse Adapter findet, mit denen alles mit allem kompatibel ist. Toll. Eine Mutter will sich bei der Beratung nicht stören lassen und drückt ihrem 1,5 Jahre alten Kind ihr iPhone in die Hand mit der Übersicht der letzten Fotos und gibt ihm dem Auftrag „See, if you can find Daddy“ und der Kleine greift selbstverständlich zu und fängt versiert an zu suchen. OMG. Was wird mit denen, wenn die zwanzig sind?!

Auf dem Weg zurück zum Hotel denken wir, wie spannend es wäre mal in die Wohnungen der Leute hier zu sehen. Wunsch abgeschickt, prompte Antwort:

Monika schreibt sie hätte heute Zeit, ob wir nicht nach Berkeley kommen wollten? Museum für 30$ pro Nase oder mal anderes sehen? Wir kommen. Navi-Susi leitet uns über die Brücke und wir sehen die Ausfahrt nach Yerba Buena, jener Ort, an den Hutchinson Hatch beinahe verfrachtet worden währe, wo Dr Shrink ihn in Empfang nehmen wollte, wenn ihn Professor Dr Dr Dr van Dusen nicht gerettet hätte (Insider für den Saub und alle Fans des Hörspiels).

Berkeley ist wirklich überzeugend. Wohngegend mit kleinen pittoresken Häusern, die irgendwie doch das Gefühl vermitteln, die meinen das nicht ernst hier, das sind nur Ferienhäuser oder Filmkulissen. Kaffee im Hippy Gypsy, wo wir von der Ladenmutter mit Peace Geste entlassen werden, nachdem der Sohn, ein echtes Hagrid Double, uns abkassiert hat.

Andrea vor dem Hippy Gipsy Fahradständer bestrickt

Dann treffen wir Monika in ihrem Appartement mit Katze und echtem 50iger Jahre Charme in der Küche. Sie führt uns zu einem netten Platz mit Essens-Trucks, wo organic aus aller Welt genossen wird. Es riecht verführerisch, aber wir sind auf Sushi eingestellt.

Die Berkeley roll ist in neongrünes Sojapapier gewickelt und schmeckt himmlisch. Dann sind wir gemütlich gequatscht und wollen zurück. Monika leitet uns noch zum Hafen mit Sonnenuntergang und dramatischer Wolkenkulisse.

Danach Bug Fix in Monikas Appartement– irgend was zwischen iPhone und Computer.

Es ist 22:30 Uhr und die Augen werden schwer. Wir verabschieden und herzlich mit dem Versprechen wiederzukommen.

Rückfahrt durch Mission District. Tagsüber so gut wie keine Homeless People. Nun im traurigen wahrsten Sinne des Wortes sind die Straßen von San Francisco hier gepflastert mit Menschen in Schlafsäcken. Ein bitterer Moment und definitiv kein Ort zum durchspazieren..

Nach alter Manier fünf Fotos, die ich nicht gemacht habe (siehe 2010):

  1. der quietschgelbe Thunderbird von 1969, frischgeputzt, der SF zu einem echten Themenpark macht
  2. das Pärchen im Auto, das Chips essend nicht fernsieht, sondern die Skyline von SF am Wasser von Berkley (man steigt zu sowas nicht aus und geht da etwa spazieren!)
  3. Ausfahrtschild nach Yerba Buena
  4. den witzelnden Verkäufer mit einer Frisur wie Tante Käthe (ehemaliger Fussballer), aber ausgewachsen, mit Schnurrbart UND Bundfaltenhose, wie er die XXXXL Hosen von Männern faltet, die seine Hose als Pulswärmer tragen würden
  5. das Plakat für den Tierwaschservice mit einem gezeichneten Doggy mit Schaum auf dem Kopf
  6. das anthrazit-lehmverputzte Haus mit einem Zaun, als würden dort Rehe im Vorgarten gezüchtet werden

Im Motel hat man uns erhört; wir haben doch wieder zwei – nein vier!-  Päckchen Kaffee für die Kaffeemaschine bekommen, offenbar hat mein Bezirzversuch bei der Reinigungskraft gefruchtet. Und drei neue kleine grüne Paradekissen sind auf dem Bett erschienen – warum auch immer. Die letzten beiden kühlen Biere vermischen sich mit der Sirene draußen. Nightynight, folks.

Wir haben beides: Country und Western

Frühstück im Underground, (siehe 2010) nach guter alter Tradition. Das W-Lan will nicht. Dafür schreiben wir, dass die Schwarte kracht. Erste Fotos und Texte wandern auf die Plattform. Dann runter zum Hafen. Der Klassiker. Ein Muss. Aufs Wasser glotzen, breeze deep, dem Kormoran beim Fischen zusehen. Zen.

Weiter im festen Programm: Fisherman’s Wharf steht noch und wir stellen fest, Nap-Town kann wunderbar sein. Nachdem wir uns die Oxygene-Bar erklären ließen – mit einem frisch aufgeheizten Kerne Kissen auf den Schultern, wussten wir wie die Wassermassage funktioniert ohne nass zu werden, probierten wir mysteriöse Reizstromgeräte, die die Schultermuskeln zucken ließen und die Verkäuferin betonte, dass sie ÜBERALL gut tun. Sie tue das praktisch täglich. Dann erhalten wir einen weiteren Einblick in amerikanische Verkaufskunst: wir können zwei Massagen für umme haben UND eine viertel Stunde Oxygene Bar-schnüffeln, wenn wir für – nein, nicht 170$, nein, das würde sie uns nicht antun, sondern für schlapppe 110$ den Reizstromgenerator überlassen – eigentlich ungern, weil sie ihn so lieb hat.Wir sind entzückt und suchen das Weite.

Erster Kauf: Andreas hat ne Mao Mütze und der asiatische Verkäufer ist umgehend neidisch, als Andreas sie aufsetzt.

Zweiter Kauf: WTF-Bonbons. WTF!

Dritter Kauf: Wallmart erfreute uns mit Sunblocker 100 (warum wir das nicht haben??) und Nasenspray.

Nachmittag: erfinde folgende Filmszene und stelle sie Dir vor: wir sitzen auf einer Dachterrasse bei einem Glas Stella Bier. Unten ist die Endstation der Cablecar, wo wir fotografieren, wie sich Touristen fotografieren, während ein fremder Chihuahua zu unseren Füssen pennt, weil es hier gemütlicher als bei Frauchen ist und auf der Kreuzung ein Asiate ein benzinbetriebenes ferngesteuertes Rennauto zwischen den Schienen auf der Straße rasen lässt. Das alles wäre fast normal, wenn nicht neben uns der Fahrradverleiher von unten eine Pause einlegte und mit einer Lupe seinen frischgekauften „…“ (der Spender genießt gerade ein Bier & Buch nebendran) in einer Glaspfeife anzündet und einen Hustenanfall bekommt. Nach der versprochenen Einwirkzeit erklärt er seiner dazugekommenen Kollegin, daß der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist, dass Männer wissen, wann sie was wollen, und Frauen denken das nur….okeeeeeeee. Wenig später: (quote) „When I’m slammed, it’s rediculous“. – Maybe he is right. We found the Dude spot. Ich wiederhole: das Leben ist schön. Noch ein tiefer Atemzug von rechts und wir sind auf gleicher Welle, jedenfalls sind wir schon kurz vor Lachanfall. Links sitzt ein Typ, der seinen Mitesserinnen (wir sind in einem indischen Restaurant, eigentlich, aber man muss sich selbst bedienen, wenn man innen an den Billardtischen vorbei ist) in die großen Themen der Welt einführt: Deutsche, Drogen, Gott und Kreditnummern. Soll ich noch weiter ausführen wie es drinnen aussieht? DDR war posh dagegen.

Nach ca. 3 Stunden insider Programm brauchten wir Erholung. Gucken und geniessen nennen wir ab heute Zen-Kategorie. Visualisieren könnte man es mit kleinen Atomen, die immer näher zusammenrutschen, je intensiver wir Dinge erlebt haben. Die Erlebnisdichte auf diesem Flecken war max. auf der Richtskala, nicht mehr zu überbieten heute. Doch wir hatten uns geirrt.

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Auf dem Rückweg kraxelten wir die Lombardstreet nach oben und weiter bis zu unserer Querstraße. Damit haben wir auch sportlich alles gegeben, was in unserer Macht stand. In der Straße eine Serie kryptischer Botschaften. Scheint ein Projekt zu sein. Bibelzitate, Liebeserklärungen, Formeln. Oder ein Paraleluniversum – wer weiß? Der Hund (wir nehmen an es war ein Hund) „Achou“ hat eine Grabplatte in der Straße an seinem Lieblingsbaum bekommen. Interessante Parkverbotsschilder, von Selbstgebasteltem bis profan Gespraytem ist alles vertreten. An der Tür der esoterischen und astrologischen Praxis (die schon länger dicht ist, wie man an den Mengen an Post hinter der Glastür zu erkennen ist, die unter der Tür durchgeschoben worden war) hängt eine Kontaktadresse für Notfälle – mal schnell auf eine Papier CD Hülle geschrieben und an die Tür damit.

25 Meter von unserem Motel ist das Golo, wo wir letztes Mal John kennnen gelernt haben (siehe 2010). Morgens hatten wir durchs Fenster geguckt und kein John war zu sehen. Draußen hing eine neue Karte und Boutique stand da. Huch – ist da ein anderer eingezogen? Jetzt abends noch mal ein prüfender Blick durch die Scheibe, wie erwartet war es geschlossen, aber wer steht drin? Tadadaaaa. Ungläubig kommt er und weiss sofort wer wir sind. Er schließt uns lachend in die Arme und freut sich wie sich einer nur freuen kann. “Welcome back home!“. Und genau so fühlt es sich an. Er bäckt gerade das Brot für morgen, zeigt uns stolz seine Arbeitsergebnisse und hat auch Andreas Quadro-Fotos vom iPhone nicht vergessen. Wir plaudern eine Weile, PB säubert akribisch einen Toaster im Hintergrund. Wir verabreden uns zum Frühstück und ich will ihm die Hand geben. John tut empört und drückt mich kräftig in seinem breiten Amerikanisch „She is about to do the handshake – you are family!“.

Wir nennen das ab heute einen trophy moment. Das Leben ist wunderschön. Ohne Abendbrot kippen wir überwältigt um 21:30 Uhr Ortszeit ins Bett. Noch Fragen?