Nun ist Steve Jobs von uns gegangen. Der Mensch, der meine Freunde und mich seit fast 14 Jahren erwartungsvoll vor den Rechner trieb, wenn Apple bzw. Steve neue Produkte präsentierte.
Hier meine ganz persönliche Story von Steve Jobs.
Begonnen hatte es in den späten 1980ern, als ein Freund jemanden kannte, der einen Apple II hatte. Man muss sich das vorstellen, da pilgern 4-5 Leute in eine Privatwohnung, um sich einen Computer anzusehen. Es war beeindruckend und ich malte mir sofort aus, was alles mit diesen Geräten passieren wird. Mit dem WAS passieren wird, lag ich ganz richtig, mit dem WANN es passieren würde, leider nicht…
Ab 1984 war ich dann begeistert vom Macintosh und natürlich faszinierte mich der Superbowl-Spot, auch noch gemacht von Ridley Scott, der mich mit seinem Blade Runner überzeugt hatte.
Das grafische Betriebssystem des Mac hatte mich vom ersten Moment an eingeschworen. Nur leider konnte ich mir einen ECHTEN Mac nicht leisten. Ich war also einer von diesen Wahnsinnigen, die das Macintosh Betriebssystem in einer Hardware gestützten Emulation auf dem AtariSt laufen ließen: dem Spectre GCR. Dieses Teil konnte sogar das exotische Diskettenformat des Mac lesen und schreiben.
Apple war für mich das Maß aller Dinge. Die Ideen von Steve Jobs & Co. waren für mich immer wieder eine Tür in eine neue Dimension.
Um so heftiger der Ausstieg 1985 von Steve bei Apple. Die Next Maschinen waren für noch mehr „out-of-range“ als die Mac-Computer. Aber Steve betätigte sich ja auch auf einem anderen Gebiet: dem computeranimierten Animationsfilm. 1986 und 1989 geisterten Luxo Jr. und Knick Knack schon durch die Welt – in einer Zeit ohne YouTube gar nicht so einfach… Diese Sahneteilchen machten Appetit auf mehr, der dann 1995 mit Toy Story endlich befriedigt wurde.
Und Apple? Mit Windows 95 hatte Microsoft das MacOS perfekt kopiert und an etlichen Stellen verbessert. Und in dieser Zeit dümpelte das Macintosh System vor sich hin.
Wer befreite uns von dieser Agonie? Steve Jobs – und das obwohl er gleich mit zwei Entscheidungen einstieg, die die Apple Gemeinde erst mal gar nicht so begeistert aufnahm: Das Aus für den PDA Newton und die Zusammenarbeit mit Microsoft. Ich bin bis heute der Meinung, das es richtig war mit Microsoft zu kollaborieren. Hätte es in dieser Zeit kein Office auf dem Mac gegeben, wäre er sicher vom Markt gefegt worden (trotz Claris Works & Apple Works) Und die 150 Millionen Dollar Spritze war sicher auch nicht unwichtig für Apple zu dieser Zeit.
Nun begann die Zeit, in der die Apple Keynotes live im Internet übertragen wurden. Man denke an die Bandbreiten zu dieser Zeit! Der erste Hammer war der iMac, der wenig später auf vielen Tischen der Keynote-Bewunderer stand.
Es folgt die Erfolgsgeschichte, die an anderen Stellen im Web sehr schön ausführlich beschrieben wird: iBook, PowerMac G4, iTunes, MacOSX, iPod, iPhone, Mac Pro, Mac Mini, Apple TV und schließlich das iPad.
Und meine Berührungspunkte? Bis auf wenige Ausnahmen hatte/habe ich diese Geräte seit vielen Jahren im täglichen Gebrauch. Aber nicht nur ich. Auch meine Eltern ließen sich von Steve-Virus infizieren und mein Vater gehörte sehr schnell zur Macintosh-Betonfraktion 🙂 Jedenfalls kann ich meiner Mutter (Jahrgang 1933) eine E-Mail schicken, dass ich gern ein paar Urlaubsbilder aus alten Alben aus den 1960ern haben möchte und die kommen dann spätestens 30min später sauber gescannt und verpackt per E-Mail bei mir an.
Nun ja, und dann die ganzen Keynotes im Kreis meiner Freunde. Steve Jobs war eben auch ein phantastischer Presenter. Für mich hat er in diesem Bereich auch absolute Standards gesetzt. Ich wollte ihn endlich mal RICHTIG live erleben. Eine Reise nach San Francisco konnte ich mir nicht leisten, aber 2003 klappte es dann – eine Keynote in Paris. Ich konnte ihn also endlich mal „IN ECHT“ erleben – ich fand es großartig – und interessant. Zu dieser Zeit kam die Präsentation jedenfalls vom Video – und Steve blickte auf etliche Monitore im „Orchestergraben“, die ihm die volle Kontrolle ermöglichten. Heute freue ich mich, ihn mal leibhaftig erlebt zu haben dürfen.
Viel habe ich aufgezählt – fehlt noch sein größtes Vermächtnis: Seine Rede im Angesicht seiner schweren Krankheit vor den Absolventen der Stanford University. „You got to find what you love!“ „Stay hungry, stay foolish“
Ein einflussreicher Mensch verlässt die Bühne. Ich bin ziemlich sicher, dass ich mächtig mit ihm aneinander geraten wäre, wenn ich in seinem Dunstkreis gearbeitet hätte. Und bei Apple zu arbeiten war nie eine Option für mich – 96h und Spaß dabei? Ja, gern wenn sie denn auch bezahlt werden!
Was nehme ich mit? Den Spirit, sich nicht von „Noise“ beeinflussen zu lassen. Jeder muss SEINEN Weg gehen – oft auch ganz allein.
Ich bin dankbar, dass ich meine Wege nicht ganz allein gehen muss, sondern von sehr vielen Freundinnen und Freunden moralisch und oft sehr praktisch und buchstäblich unterstützt werde. Das unterscheidet mich von Steve…
Ich hoffe, dass wir (und Apple) gemeinsam in seinem Sinne unsere Kreativität, Kühnheit und Verrückheit nutzen, um unsere Welt jeden Tag ein wenig lebenswerter und schöner zu machen.
Danke, Steve!
2 Antworten zu “Thank You Steve”