Frühstück im Underground, (siehe 2010) nach guter alter Tradition. Das W-Lan will nicht. Dafür schreiben wir, dass die Schwarte kracht. Erste Fotos und Texte wandern auf die Plattform. Dann runter zum Hafen. Der Klassiker. Ein Muss. Aufs Wasser glotzen, breeze deep, dem Kormoran beim Fischen zusehen. Zen.
Weiter im festen Programm: Fisherman’s Wharf steht noch und wir stellen fest, Nap-Town kann wunderbar sein. Nachdem wir uns die Oxygene-Bar erklären ließen – mit einem frisch aufgeheizten Kerne Kissen auf den Schultern, wussten wir wie die Wassermassage funktioniert ohne nass zu werden, probierten wir mysteriöse Reizstromgeräte, die die Schultermuskeln zucken ließen und die Verkäuferin betonte, dass sie ÜBERALL gut tun. Sie tue das praktisch täglich. Dann erhalten wir einen weiteren Einblick in amerikanische Verkaufskunst: wir können zwei Massagen für umme haben UND eine viertel Stunde Oxygene Bar-schnüffeln, wenn wir für – nein, nicht 170$, nein, das würde sie uns nicht antun, sondern für schlapppe 110$ den Reizstromgenerator überlassen – eigentlich ungern, weil sie ihn so lieb hat.Wir sind entzückt und suchen das Weite.
Erster Kauf: Andreas hat ne Mao Mütze und der asiatische Verkäufer ist umgehend neidisch, als Andreas sie aufsetzt.
Zweiter Kauf: WTF-Bonbons. WTF!
Dritter Kauf: Wallmart erfreute uns mit Sunblocker 100 (warum wir das nicht haben??) und Nasenspray.
Nachmittag: erfinde folgende Filmszene und stelle sie Dir vor: wir sitzen auf einer Dachterrasse bei einem Glas Stella Bier. Unten ist die Endstation der Cablecar, wo wir fotografieren, wie sich Touristen fotografieren, während ein fremder Chihuahua zu unseren Füssen pennt, weil es hier gemütlicher als bei Frauchen ist und auf der Kreuzung ein Asiate ein benzinbetriebenes ferngesteuertes Rennauto zwischen den Schienen auf der Straße rasen lässt. Das alles wäre fast normal, wenn nicht neben uns der Fahrradverleiher von unten eine Pause einlegte und mit einer Lupe seinen frischgekauften „…“ (der Spender genießt gerade ein Bier & Buch nebendran) in einer Glaspfeife anzündet und einen Hustenanfall bekommt. Nach der versprochenen Einwirkzeit erklärt er seiner dazugekommenen Kollegin, daß der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist, dass Männer wissen, wann sie was wollen, und Frauen denken das nur….okeeeeeeee. Wenig später: (quote) „When I’m slammed, it’s rediculous“. – Maybe he is right. We found the Dude spot. Ich wiederhole: das Leben ist schön. Noch ein tiefer Atemzug von rechts und wir sind auf gleicher Welle, jedenfalls sind wir schon kurz vor Lachanfall. Links sitzt ein Typ, der seinen Mitesserinnen (wir sind in einem indischen Restaurant, eigentlich, aber man muss sich selbst bedienen, wenn man innen an den Billardtischen vorbei ist) in die großen Themen der Welt einführt: Deutsche, Drogen, Gott und Kreditnummern. Soll ich noch weiter ausführen wie es drinnen aussieht? DDR war posh dagegen.
Nach ca. 3 Stunden insider Programm brauchten wir Erholung. Gucken und geniessen nennen wir ab heute Zen-Kategorie. Visualisieren könnte man es mit kleinen Atomen, die immer näher zusammenrutschen, je intensiver wir Dinge erlebt haben. Die Erlebnisdichte auf diesem Flecken war max. auf der Richtskala, nicht mehr zu überbieten heute. Doch wir hatten uns geirrt.
Auf dem Rückweg kraxelten wir die Lombardstreet nach oben und weiter bis zu unserer Querstraße. Damit haben wir auch sportlich alles gegeben, was in unserer Macht stand. In der Straße eine Serie kryptischer Botschaften. Scheint ein Projekt zu sein. Bibelzitate, Liebeserklärungen, Formeln. Oder ein Paraleluniversum – wer weiß? Der Hund (wir nehmen an es war ein Hund) „Achou“ hat eine Grabplatte in der Straße an seinem Lieblingsbaum bekommen. Interessante Parkverbotsschilder, von Selbstgebasteltem bis profan Gespraytem ist alles vertreten. An der Tür der esoterischen und astrologischen Praxis (die schon länger dicht ist, wie man an den Mengen an Post hinter der Glastür zu erkennen ist, die unter der Tür durchgeschoben worden war) hängt eine Kontaktadresse für Notfälle – mal schnell auf eine Papier CD Hülle geschrieben und an die Tür damit.
25 Meter von unserem Motel ist das Golo, wo wir letztes Mal John kennnen gelernt haben (siehe 2010). Morgens hatten wir durchs Fenster geguckt und kein John war zu sehen. Draußen hing eine neue Karte und Boutique stand da. Huch – ist da ein anderer eingezogen? Jetzt abends noch mal ein prüfender Blick durch die Scheibe, wie erwartet war es geschlossen, aber wer steht drin? Tadadaaaa. Ungläubig kommt er und weiss sofort wer wir sind. Er schließt uns lachend in die Arme und freut sich wie sich einer nur freuen kann. “Welcome back home!“. Und genau so fühlt es sich an. Er bäckt gerade das Brot für morgen, zeigt uns stolz seine Arbeitsergebnisse und hat auch Andreas Quadro-Fotos vom iPhone nicht vergessen. Wir plaudern eine Weile, PB säubert akribisch einen Toaster im Hintergrund. Wir verabreden uns zum Frühstück und ich will ihm die Hand geben. John tut empört und drückt mich kräftig in seinem breiten Amerikanisch „She is about to do the handshake – you are family!“.
Wir nennen das ab heute einen trophy moment. Das Leben ist wunderschön. Ohne Abendbrot kippen wir überwältigt um 21:30 Uhr Ortszeit ins Bett. Noch Fragen?
2 Antworten zu “Wir haben beides: Country und Western”