Aua, aua, bald ist unsere USA-Magie vorbei, die letzten 48 Stunden laufen. Was macht man in so einer Zeit? Action? Romantik? Heulen? Von allem ein bisschen, wie bei einem guten Eis.
Wie Versprochen stellen wir uns um 11 Uhr bei John ein, aber es stehen schon Wartende auf der Straße (remember: wait to be seated!). Ich gehe rein und lasse John wissen, dass wir um 13 Uhr wieder kommen werden und wir wandern wieder zur Union St. Der Franzose hat es uns angetan und ein üppigs, schweineleckeres Frühstück erwartet uns. Die Früchte! OMG (steht für Oh My God). Wer hier je eine Avocado gekostet hat, findet alles, was wir in D-Land bekommen fad. Ich bedaure jeden Kalifornier, der (lukullisch gesehen) in D-Land leben muss. Als hätte man einem die Zunge rausgeschnitten. Nie habe ich etwas für Honigmelonen übrig gehabt. Das, was hier auf meinem Müsli sitzt, wird mir das Leben in Europa erschweren.
Braune Servietten, grüner Waschservice, Emissionsfreier Bus, man gibt sich alle Mühe. Dennoch in SF gibt es einen blinden Fleck: den Heizpilz. Nach dem Motto „Heizen für die Welt“ ist es bei dem frischen Wind eine Wohltat darunter seinen Kaffee zu schlürfen. Ökologisch nicht korrekt, aber gemütlich. Genau so machen wir es, als wir John um eins besuchen. PB leitet uns aufs Patio. Oops, das war uns neu! Im Hinterhof ein 5 Tische Platz mit dem gemeinen Gartenzeltling, um Schatten zu schaffen. John wieder busy, aaaber glücklich. Er versorgt uns mit Kaffee, wir gestehen, wir hätten gefrühstückt, aber er fordert uns auf hier zu sitzen und die Aussicht zu genießen. Wir bloggen und schicken euch Texte. Nachdem die letzten Gäste gegangen sind, können wir noch ein wenig philosophieren. Auch hier unmöglich alles zu erzählen, aber in a nutshell: egal woher wir kommen und was mir machen: wenn es von Herzen kommt, sind wir alle gleich. Was für ein Abschluß!
Packen im Motel – puh, alles passt rein. Gute Nachricht. So was nun? Erst Salat oder Picknick am Hafen? Hach noch zu Ende bloggn. Gesagt, getan. Dann noch den Salat mit der zum vorerst letzten leckereren Avocado des Lebens.
Es windet. Also dicke Jacke an. Hafenspaziergang & Tschüss Skyline. Die Golden Gate Bridge verhüllt sich im Nebel, um keine Abschiedstränen zu zeigen. Dramatische Himmelsbilder – Shakespeare für die Augen.
Zurück zum Hotel? – nein. In den Bus, um noch ein Bier in Chestnut zu trinken.
Im Grove, das uns Monika aus Berkeley vor zwei Jahren gezeigt hat, noch einen Absacker nehmen. Wir philosophieren über das, was wir gelernt haben auf dieser Reise und uns erfasst uns etwas Eigenartiges. Wie in Worte fassen? Unmöglich! Die entzückende Bedienung bringt uns einen aufgewärmten Cookie (wie vor zwei Jahren/ Schauer), weil wir so süß sind. Sie ist berührt, dass das unser letzer Abend ist und sagt, wir sollen hierbleiben, wir würden hierher gehören. Das ist nun das dritte Mal, dass wir das hören. Puh…. Im Hintergrund fährt ein Skateboardfahrer seinen Doggie Gassi. Mann, was für eine Stadt. Noch ein Püramid oder Pairamid? Unsere Klugscheisser überlegen, wie es ausgesprochen wird. Egal.
Ich entsorge auf dem Rückweg mein Kleingeld bei einem Homeless. Im Hintergrund schlurft jemand, der mit perfekter Frisur und einem Päckchen unterm Arm seine ersten drei Wochen als Obdachloser erlebt. Er versucht noch elegant dabei auszusehen. Harte Kontraste, und damit meine ich nicht nur die Lichtverhältnisse. Wir machen uns auf den Rückweg. Hangeln uns von Busstation zu Busstation, weil noch 15 Minuten bleiben. Im Bus ( so sagt das Schild) werden Passagiere unter 18 Jahren mit Spraydosen und Eddings im Gepäck bestraft, übrigens steht auf einem anderen Schild, dass „your photographs & voice may be recorded“ – würde sagen, Facebook ist ein *** dagegen. Gleich „zu Hause“ Oops, nun habe ich es doch gesagt.
Nun ist Andreas auf der Jagd nach dem letzten Sixpack Rolling Rock, weil wir uns noch nicht mit schlafen beschäftigen wollen. Scheisse, sind wir in diese Stadt verknallt. Es kämpfen alle Selbste um Aufmerksamkeit: der Romantier, der Abschiede hasst, der Abenteurer, der hier ein neues Leben starten will, der Trotzige, der am liebsten den Flug verpassen würde, der Vernünftige, der weiß, dass die Regeln befolgt werden müssen….
Keine Sorge wir kommen zurück, aber diese Reise wird Konsequenzen haben. Drei Lieder im Kopf – „Mendocino“, „Straßen von San Francisco“ und „All the leaves are brown….“ Mit einer Träne im Knopfloch: bye bye…und das Nebelhorn vom Hafen heult mit uns um die Wette.